Brücken bauen dank interkulturelle Kommunikation
“Kommunikation ist Kultur – Kultur ist Kommunikation.”
– Edward T. Hall
Interkulturelle Kommunikation beschränkt sich nicht auf den Austausch von Worten – es geht um den Austausch von Bedeutung. Erfolg hängt nicht davon ab, was Sie sagen, sondern ob Sie über kulturelle Grenzen hinweg die beabsichtigte Reaktion auslösen.
Kontext verändert alles
Während meiner ersten Afrika-Erfahrungim Niger kommentierte ich begeistert das “schöne Wetter” an klaren, sonnigen Tagen. Meine einheimischen Kollegen reagierten nie darauf. Monate später, als die Regenzeit begann, fingen sie jetzt an, genau diesen Ausdruck mit Begeisterung zu verwenden.
Die Erkenntnis? In der Sahelzone bedeutet “schönes Wetter” Regen, der Leben bringt, nicht Sonnenschein.

Zwischen den Zeilen lesen

Als die Dorfbewohner mir rieten, rund um meine Hütte das “Gras zu schneiden”, ignorierte ich ihren Rat und genoss – dank der Regenzeit – meinen neuen “grünen Raum”. Ich verstand die Dringlichkeit erst, nachdem ich einer Schlange in meiner Türöffnung begegnet war.
Die Bewohner hatten erwartet, dass ich die implizite Warnung verstehe, ohne extra erwähnen zu müssen, dass “Gras Schlangen anzieht”.
Unterschiedliche Kommunikationsstile
- In der Schweiz zählt der klare, präzise Ausdruck – WAS gesagt wird, steht im Mittelpunkt.
- In Niger lesen Menschen zwischen den Zeilen – WIE etwas gesagt wird, macht den Unterschied.

Kommunikationsfallen
Selbst mit den besten Absichten steht die interkulturelle Kommunikation vor Herausforderungen:

- Sprachliche Nuancen: Ein europäischer Kollege teilte seinem amerikanischen Direktor mit, er arbeite “kaum” (hardly) an einem Projekt, obwohl er sagen wollte, dass er eben “hart” (hard) daran arbeitete.
- Kulturelle Höflichkeiten: Ist es “Frau Müller”, “Liebe Anna” oder einfach “Hallo” in der professionellen Kommunikation?
- Übermittlung der Botschaft: Wird Direktheit als Ehrlichkeit geschätzt oder als Unhöflichkeit wahrgenommen?
→ Die Fähigkeit, mit verschiedenen Kommunikationsstilen umzugehen, ist nicht nur eine berufliche Kompetenz – sie ist das Tor zu authentischen menschlichen Beziehungen über kulturelle Grenzen hinweg.
* Edward T. Hall, Jr., US-amerikanischer Anthropologe