Warum interkulturelle Kompetenz relevant ist
In unserer globalisierten Welt ist das Verständnis für kulturelle Werte und Erwartungen internationaler Märkte, Kunden und Kollegen nicht optional – es ist essenziell.
Interkulturelle Kompetenz ist die Fähigkeit, über kulturelle Grenzen hinweg effektiv und angemessen zu kommunizieren und zu interagieren. Sie zu entwickeln ist eine lebenslange Reise, die Motivation, Zeit, Reflexion und weit mehr als nur internationale Erfahrung erfordert.
” Jede Reise vertieft sich, wenn wir nach Hause zurückkehren und darüber reflektieren.”
– Pico Iyer
Nichts voraussetzen … Positive Absichten suchen
Wer in einem internationalen Umfeld arbeitet, begegnet oft Verhaltensweisen, die ungewohnt, überraschend oder gar unhöflich wirken.
Doch was wäre, wenn wir diese Unterschiede mit Neugier statt mit Urteil begegnen würden?
Einige goldene Regeln für interkulturelle Agilität:
- Nichts persönlich nehmen.
- Die positive Absicht hinter Verhaltensweisen suchen.
- Eigene Annahmen hinterfragen – sie sind nicht universell.
- In die Entwicklung interkultureller Kompetenz investieren, um agiler, kreativer und erfolgreicher zu werden.

Eine Geschichte über Kaffee … und Verständnis

Als ich den Gouverneur einer Provinz im Irak zum ersten Mal traf, wartete ich zwei Stunden über die vereinbarte Zeit hinaus – ohne jegliche Entschuldigung seinerseits. Als wir schliesslich eingeladen wurden, ihn zu treffen, war ich die einzige Frau unter einer Gruppe von Männern. Kaffee wurde „serviert“ … doch alle Tassen waren leer.
Spontan interpretierte ich diese Geste als Zeichen der Ablehnung. Glücklicherweise flüsterte mir mein Übersetzer zu: „Bleib sitzen – und lächle einfach weiter.“
Später erkannte ich:
- Die Kaffeezeremonie ist ein grosses Zeichen von Respekt und Gastfreundschaft in der arabischen Kultur.
- Aufgrund eines Embargos war Kaffee nicht verfügbar – aber die Zeremonie selbst war wichtiger als das Getränk.
- Ein anderes Getränk anzubieten wäre eine Beleidigung gewesen.
Indem sie das Ritual ehrten – selbst nur symbolisch – ehrten sie mich.
Sechs Monate später, auf einer weiteren Reise, erlebte ich eine andere Situation: Als ich unangekündigt beim Haus des Gouverneurs vorbeischaute, unterbrach er eine Sitzung mit 60 Gemeindeleitern, nur um mich zu begrüssen.
Was hatte sich verändert? Die gemeinsame Kaffeezeremonie hatte eine Verbindung geschaffen.
“Alles zu verstehen bedeutet, alles zu vergeben.”
– Madame de Staël
Unterschiedliche Kulturen … Unterschiedliche Annahmen
- In der Schweiz gilt Pünktlichkeit, das Einhalten von Zeitplänen, als Zeichen von Respekt.
- Im Irak hat die Pflege von Beziehungen Vorrang auf das Zeitmanagement.
Keine der beiden Herangehensweisen ist richtig oder falsch.
Sie spiegeln einfach unterschiedliche kulturelle Werte wider.

Jetzt sind Sie dran …

- Würden Sie jemanden bei einem ersten Treffen zwei Stunden warten lassen?
- Würden Sie ein wichtiges Meeting verlassen, um einen unerwarteten Gast zu begrüssen?
Wie Sie antworten, hängt von der Kultur ab, in der Sie sich bewegen – und von Ihren eigenen Annahmen.
→ Interkulturelle Kompetenz zu entwickeln ist essenziell, wenn Sie international arbeiten, multikulturelle Teams leiten, globale Kunden betreuen oder ins Ausland reisen. Es ist auch eine unglaubliche Reise zu mehr Selbstbewusstsein, Kreativität und menschlicher Verbundenheit.
* Pico Iyer, britischer Reiseautor indischer Abstammung
* Madame de Staël (1766– 1817), aus der Republik Genf stammende französische Schriftstellerin