Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen
„Sollte es zu einem Abfall des Kabinendrucks kommen, fallen automatisch Sauerstoffmasken über Ihren Sitzen herunter. Setzen Sie bitte zuerst Ihre eigene Maske auf, bevor Sie anderen helfen.“
Jeder, der schon einmal in einem Flugzeug sass, hat diese Worte während der Sicherheitsdemonstration vor dem Start gehört. Die Crew lädt hiermit nicht dazu ein, sich egoistisch zu verhalten. Ganz im Gegenteil. Du kannst nur dann anderen helfen, wenn du selbst atmen kannst und dir nicht die Luft ausgeht. Diese Metapher trifft auch auf unseren Alltag und unser Arbeitsleben zu.
„Alle Managementbücher, auch diejenigen, die ich selbst geschrieben habe, konzentrieren sich auf das Führen anderer Menschen. Aber du kannst andere nicht führen, solange du dich nicht selbst führen kannst.“
– Peter F. Drucker, Managing Oneself
Ob in einer Welt der Unterschiede oder in einem sich ständig verändernden Umfeld: Der Schlüssel zum Erfolg besteht darin, sich selbst zu kennen und sichs elbst zu führen. Dazu gehört auch zu wissen, wie man sich weiterentwickeln kann, wie man seine Kompetenzen optimal einsetzt oder wann es Zeit wird, neue Wege zu gehen. Mit anderen Worten sollte man wissen, wie man sich in der VUCA-Welt zurechtfinden und dort beschäftigt und motiviert bleiben kann.
“Erfolg in der Wissensgesellschaft gehört denjenigen, die sich selbst kennen – ihre Stärken, ihre Werte und wie sie am besten funktionieren.“
– Peter F. Drucker
Lernen,wie man selbst führt, erfordert einen lebenslangen Willen, sich regelmässig die folgenden fünf Fragen zu stellen:
1. Was sind meine Stärken?
Verschwende keine Zeit damit, Fertigkeitsbereiche zu kultivieren, in denen du kaum qualifiziert bist. Konzentriere dich stattdessen auf das, was du kannst, und baue auf deine Stärken. Erkenne deine verbesserungsbedürftigen Bereiche, indem du deine Ziele und Ergebnisse kritisch bewertest (Feedback-Analyse) und deine unproduktiven Verhaltensweisen beseitigst.
“Ein Mensch leistet nur durch Stärken. Man kann Leistung nicht auf Schwächen aufbauen, geschweige denn auf etwas, das man überhaupt nicht kann.”
– Peter F. Drucker
2. Wie funktioniere ich?
Es reicht nicht aus zu wissen, worin du gut bist, du musst auch wissen, wie du am besten funktionierst. Dazu gehört das Wissen darüber, wie du lernst, Informationen erhältst, auf andere wirkst, Aufgaben erledigst, Probleme löst usw. Versuche nicht, dich zu ändern – höchstwahrscheinlich wirst du damit keinen Erfolg haben. Arbeite stattdessen hart daran, deine Leistung zu verbessern. Versuche nicht Arbeit zu verrichten, in der du schlecht bist.
3. Was sind meine Werte?
Werte spiegeln das wider, was dir am wichtigsten ist. Und das Wichtigste ist, nach den eigenen Werten zu leben und zu arbeiten. Aber wie schaffst du das, wenn du deine Werte nicht kennst? Zu Beginn seiner Karriere hatte Drucker die Gelegenheit, einen Job anzunehmen, der ihn sehr reich gemacht hätte. Er lehnte ihn jedoch ab, nachdem er über seine Werte nachgedacht hatte, denn Werte „sind und sollten der endgültige Test sein“.
4. Wo gehöre ich hin?
Zu wissen, wo man hingehört, ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis, das auf den drei vorhergehenden Antworten beruht. Betrachte deine Stärken, deinen bevorzugten Arbeitsstil und deine Werte. In welche Umgebung würdest du basierend auf diesen Eigenschaften am besten passen? Oder wo gehörst du nicht hin? Finde die perfekte Umgebung und verwandle dich von einem akzeptablen Mitarbeitenden in eine Top-Arbeitskraft.
5. Was trage ich bei?
Im Laufe der Geschichte hatten nur wenige Menschen eine echte Wahl. Dies hat sich in der heutigen Wissensgesellschaft geändert, wo Fragen wie „Was tun?“, „Wo beginnen?“, „Wie beginnen?“, „Mit welchen Zielen und Fristen?“ usw. bei unserer täglichen Arbeit nicht mehr wegzudenken sind. So haben wir heute die Freiheit und Verantwortung, uns zu fragen, wie wir – basierend auf den vorhergegangenen Fragen – am besten zum Erfolg des Unternehmens beitragen können, mit dem klaren Ziel, etwas zu bewirken.
→ Stelle dir diese Fragen während deines gesamten Arbeitslebens, um dich stets weiterzuentwickeln, bleib motiviert und leistungsfähig und triff die richtigen beruflichen Entscheidungen.
Unsere Aufmerksamkeit steuern
Peter Drucker betonte noch eine weitere Fähigkeit, die zu kultivieren ist:
“Wenn es ein ‚Geheimnis‘ für Leistungsfähigkeit gibt, dann ist es Konzentration. Leistungsfähige Führungskräfte erledigen das Wichtigste zuerst und tun jeweils nur eine Sache gleichzeitig”.
– Peter F. Drucker, the Effective Executive
Dies gilt insbesondere in Zeiten des Multitaskings, der ständigen Unterbrechungen und der Informationsflut. Wir leben in einer Zeit, in der die Grenzen von Zeit und Raum allmählich verschwunden sind (Telearbeit, Arbeit als digitaler Nomade, Nichtexistieren von strukturierten Stillstandzeiten usw.) und die digitale Zerstreuung zugenommen hat.
Die Aufmerksamkeit zu steuern bedeutet, die Fähigkeit zu entwickeln, unsere Aufmerksamkeit – solange wir wollen – auf die jeweilige Aufgabe zu lenken, ohne uns durch äussere Einflüsse ablenken zu lassen. Es geht darum, cleverer statt nur härter zu arbeiten und die Kraft, die aus ungeteilter Aufmerksamkeit entsteht, zu nutzen. Ungeteilte Aufmerksamkeit ist in einer Wissensgesellschaft wie der unseren die Grundlage für Leistung und kann in allem, was wir tun, trainiert und bewusst umgesetzt werden, um Höchstleistungen zu erbringen und Ziele effektiv zu erreichen.
* Peter F. Drucker (1909 – 2005), US-amerikanischer Ökonom österreichischer Herkunft, der als Pionier der modernen Managementlehre gilt. “Managing Oneself (Harvard Business Review Classic”, 2008; “The Effective Executive: The Definitive Guide to Getting the Right Things Done”, 2006